CREGLINGEN. GEMEINDERAT BEFASSTE SICH MIT DREI THEMENBLÖCKEN / INFO-VERANSTALTUNG ÜBER TRASSENFÜHRUNG ZUM WINDPARK KLOSTERWALD AM 15. APRIL
BALD GEHT ES MIT DEM SCHWERVERKEHR LOS
Die vorbereitenden Maßnahmen zum Bau des Windparks Klosterwald sind weit fortgeschritten. Links der freigeräumte Standort für eine der zehn Windkraftanlagen, rechts einer der ausgebauten Wege.
Creglingen. Schritt für Schritt nimmt der Windpark Klosterwald Gestalt an. So stehen jetzt die Frage der Zufahrt während der Bauphase und die Trassenführung für das Stromkabel bereits im Fokus. Am Mittwoch, 15. April, soll es dazu eine öffentliche Info-Veranstaltung in der Creglinger Mehrzweckhalle geben. Der Gemeinderat erhielt am Dienstag bereits erste Informationen. Außerdem wurde am Dienstag über die Zufahrt zu zwei anderen Windkraft-Projekten in Frauental und Niederrimbach beraten.
Nach „langen Verhandlungen“ stehe jetzt die Trasse, berichtete Bürgermeister Uwe Hehn. Die Stadt habe von den Projektierern einen Plan verlangt, der unter anderem die LKW-Routen aufzeige. Vorgestellt werden die Pläne am 15. April um 19.30 Uhr in der Mehrzweckhalle, wie Uwe Hehn in der Sitzung des Gemeinderates ankündigte. Stadtbaumeister Bernd Scheiderer erläuterte anschließend erste Einzelheiten der geplanten Trassenführung. Die Anlieferung der verschiedenen Bauteile erfolgt demnach auf zwei Routen. Die überlangen Teile kommen über die Route Neustett – Freudenbach in den Klosterwald. Die Strecke führt durch Freudenbach hindurch, quert nach dem Anwesen Baumann die Kreisstraße und zweigt dann gleich auf die Gemeindeverbindungsstraße nach Erdbach ab. Weil für den Transport eine Straßenbreite von 4,50 Meter erforderlich ist, müssen an manchen Stellen die Wege verbreitert und schwerlastverkehrfähig gemacht werden. „Alle Wege werden vorher beweisgesichert“, betonte Bernd Scheiderer. Die zweite Route führt von Simmershofen Richtung Frauental in den Klosterwald. Hier werden die Schwertransporte erfolgen, unter anderem werden hier die Turmteile sowie Schotter und Beton angefahren. Den Ausbau der Wege übernimmt die Firma Boller Bau, die auch bereits die Bauarbeiten im Wald übernommen hat.
Die Lieferung der Schwerlastteile ist nach Angaben Bernd Scheiderers zwischen Mai und Ende August vorgesehen, die oberen Turmteile und die Flügel sollen zwischen Anfang September und Ende Oktober ankommen.
Die Stromtasse führt auf einer Länge von rund 25 Kilometern vom Klosterwald über den Reinsbronner Berg Richtung Schirmbach, von dort talabwärts weiter über bayrisches Gebiet auf Niederrimbacher Markung und von dort weiter über Neubronn/Queckbronn zum Umspannwek Nassau. Knapp neun Kilometer des Netzes laufen über Creglinger Gebiet. Eckehard Bach und Birgit Hain von der Bürgerinitiative (BI) „Rettet den Klosterwald“ äußerten an verschiedenen Punkten Kritik. So verwies Bach etwa darauf, dass die Wege im Klosterwald – anders als zunächst behauptet – doch mit Beton verdichtet worden seien. Bürgermeister Hehn bestätigte, dass hier eine Zementkalkmischung verwendet worden sei. Auch kritisierte Eckehard Bach, dass die Stadt den Fragenkatalog der BI noch nicht beantwortet habe. Laut Uwe Hehn liegt dies daran, dass die Stadt einige Fragen erst noch rechtlich klären lasse. „Das dauert,“ so der Bürgermeister.
Eine Befeuerung der Windkraftanlagen, die sich erst beim Annähern eines Flugobjekts automatisch anschaltet, ist noch nicht erprobt, wie der Bürgermeister mitteilte. Deshalb gebe es dafür von der Flugsicherheitsbehörde auch noch keine Empfehlung. Und ohne diese, so Uwe Hehn, würde kein Investor das Risiko auf sich nehmen, die abschaltbare Befeuerung auf eigene Gefahr zu installieren. Die Kosten für einen nachträglichen Einbau bezifferte Uwe Hehn auf rund 70 000 Euro pro Windrad.
Birgit Hain fühlt sich angesichts neuester Berichte über die Gefahren des Infraschalls tief besorgt. Bei einer Info-Veranstaltung in Langenburg habe sie „Haarsträubendes“ zu dem Thema Infraschall gehört. Den Entscheidungsträgern riet sie, sich „mehr um die Menschen und ihre Sorgen“ zu kümmern. Bürgermeister Hehn meinte, es gebe zum Thema Infraschall pro und contra. „Wir sind keine Wissenschaftler,“ ergänzte er. Man habe sich als Stadt dem Genehmigungsverfahren unterworfen, und er sei fest davon überzeugt, dass die Windräder gebaut würden. „Natürlich steht jedem der Rechtsweg offen. Jeder kann dagegen klagen, und dann entscheiden die Richter“, so das Stadtoberhaupt.
Das Gremium befasste sich am Dienstag nicht nur mit dem Windpark Klosterwald, sondern auch mit zwei Windkraftanlagen, die in Niederrimbach und Frauental gebaut werden sollen. Konkret ging es um die Zufahrt (Niederrimbach) sowie um die Zufahrt und die Kabelverlegung (Frauental). Während im Niederrimbacher Fall der Ortschaftsrat der vorgelegten Trassenführung einstimmig zugestimmt hatte und der Gemeinderat diesem Beschluss bei einer Enthaltung folgte, verhielt es sich in Frauental anders. Hier vertagte der Gemeinderat seine Entscheidung, weil es wohl Unklarheiten mit dem Protokoll über die Ortschaftsratssitzung gab.
Der Frauentaler Ortschaftsrat hatte die Trassenführung in seiner Sitzung am 19. März bei vier Nein-Stimmen, einer Ja-Stimme und einer Enthaltung abgelehnt, dazu aber laut Stadtverwaltung keine nähere Begründung geliefert. Eckehard Bach, der im Ortschaftsrat sitzt, erklärte am Dienstag, man habe mehrere Punkte in der Ortschaftsratssitzung angesprochen. Unter anderem habe man die Information gehabt, dass beim Bau der bestehenden drei Windkraftanlagen eine Abmachung zwischen dem Projektierer Behlau, dem Ortsvorsteher Kött und Bürgermeister Holzwarth eine Abmachung getroffen worden sei, dass dort keine weiteren Windräder gebaut werden sollen. Stadtrat Thomas Blumenstock entgegnete hierzu, es habe sich dabei um eine mündliche Privatvereinbarung gehandelt; es existiere darüber nichts Schriftliches. Die Stadträte Müller und Bone-Czernijewski sowie Bürgermeister Hehn plädierten für eine Verschiebung des Tagesordnungspunktes. Uwe Hehn will nun erst einmal prüfen lassen, ob der Projektierer einen Rechtsanspruch darauf hat, die Stromkabel in öffentliche Wege zu verlegen. Soviel aber sei anzunehmen: Wenn die Gemeindegremien ihre Zustimmung zur Trassenführung versagten, so werde sich der Projektierer auch nicht an freiwillige Abmachungen mit der Stadt gebunden fühlen, glaubt Uwe Hehn. Einstimmig beschloss der Gemeinderat die Verschiebung der Beschlussfassung.