TAUBERBRÜCKE IN DISTELHAUSEN: FEIERLICHE ÜBERGABE DES FÜR ÜBER EINE MILLION EURO SANIERTEN BAUWERKS / DENKMALSCHUTZ LIESS EINEN NEUBAU NICHT ZU
Sanierung war die „zweitbeste Lösung“
Von unserem Mitarbeiter Uwe Büttner
Mit dem Durchschneiden des Bands durch Ortsvorsteher Lothar Lauer, Bürgermeister Wolfgang Vockel und MdL Wolfgang Reinhart wurde die sanierte Tauberbrücke in Distelhausen offiziell ihrer Bestimmung übergeben.
© Büttner
Im Rahmen des Distelhäuser Feuerwehrfests wurde die sanierte Tauberbrücke feierlich übergeben. Die Gesamtkosten für die Sanierung betrugen rund eine Million Euro.
Distelhausen. Die Jugendfeuerwehr begrüßte die Gäste des Festakts mit Wasserfontänen über die Tauberbrücke. Die musikalische Umrahmung erfolgte durch die Musikkapelle. Bürgermeister Wolfgang Vockel ließ in seiner Ansprache die Sanierung noch einmal Revue passieren.
Am Anfang stand die grundsätzliche Entscheidung, ob das Bauwerk saniert oder abgebrochen und durch eine stützenfreie Brücke ersetzt werden sollte. Bürgermeister Vockel meinte hierzu: „Aus wirtschaftlichen und funktionalen Gründen wäre es zweckmäßig und sinnvoll gewesen, die Brücke zu ersetzen. Sie steht denkbar ungünstig zur Fließrichtung, behindert einen guten Abfluss und wirkt wie ein Rechen.“ Aber die Alternative, eine neue Brücke zu errichten, sei aus denkmalpflegerischen Gründen vom Land verworfen worden. Deshalb sei die sehr kostenintensive Sanierung notwendig gewesen.
Historische BogenbrückeDas Landesdenkmalamt habe die Tauberbrücke 1988 in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen: „Das Bauwerk stellt ein gutes Beispiel für die architektonisch anspruchslosen und ganz auf Solidität berechneten ländlichen Steinbrücken dar. Es handelt sich überdies um eine der wenigen überlieferten historischen Bogenbrücken über die Tauber. An der Erhaltung der Brücke besteht deshalb ein öffentliches Interesse aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen“, heißt es in der Beschreibung
Gerade die letzten Tage mit nur einem mäßig erhöhtem Pegelstand zeigten jedoch auch die Probleme wieder einmal deutlich auf: Wenn die Tauber Hochwasser führt, sammelt sich vor den Pfeilern in sehr großen Mengen Treibgut aller Art, das arbeitsintensiv und kostenaufwendig entfernt werden muss. Diese Problematik führte auch Bernhard Sprotte an, der in seinem Buch „Aus der Geschichte der Tauberbrücken“ das Bauwerk in Distelhausen als „ungewöhnliche, schiefe Brücke“ bezeichnet. Normalerweise würden Brücken rechtwinklig zur Flussrichtung gebaut. „Dieses ungewöhnliche Gebilde ist für den Wasserabfluss so ungeschickt angelegt, dass schon bei kleinen Anschwellungen des Flusses die Weganschlüsse überflutet werden. Die auftretenden Hochfluten benehmen sich so, als wäre gar keine Brücke da.“
Die Rekonstruktion der Historie der Brücke sei lückenhaft, da die Gemeindeunterlagen von vor 1909 bei einer Erfassung des Ortschaftsarchivs von Distelhausen 1968 als verschollen gemeldet wurden. Die heutige Tauberbrücke wurde um 1813 erbaut. Das Landesdenkmalamt geht von mehreren Bauphasen aus, da die Brücke uneinheitliche Scheitelhöhen und Bogenkrümmungen besitzt.
Für die Stadt Tauberbischofsheim sei die Sanierung daher nur die zweitbeste Lösung, da die Praktikabilität gegenüber dem Denkmalschutz zurücktreten musste. Für die Förderung des Projekts dankte Vockel dem Land, wie allen Beteiligten an diesem Projekt für deren konstruktive Mitwirkung.
Der Landtagsabgeordnete und CDU-Fraktionsvorsitzende Professor Dr. Wolfgang Reinhart gratulierte zu der „Investition in die Zukunft“ und sprach der Stadt sein Kompliment für die Umsetzung der Sanierung der historischen Tauberbrücke aus.
Ortsvorsteher Lothar Lauer sagte in seinem Grußwort, dass es für die Distelhäuser Bevölkerung ein besonderer Tag sei und man mit dem Ergebnis zufrieden sein könne.
Nach der Segnung durch Kaplan Rainer Warneck und einem gemeinsamen Gebet mit Pfarrer Gerd Stühlinger war der offizielle Teil des Festakts, an dem auch zahlreiche Distelhäuser Bürger teilnahmen, beendet.
© Fränkische Nachrichten, Montag, 06.06.2016
Chronologie der Sanierung der Tauberbrücke in Distelhausen
Anfang 2012 erfolgte eine Antragsstellung auf Investitionshilfe aus dem Ausgleichstock beim Regierungspräsidium und die Antragsstellung auf denkmalschutzrechtliche Genehmigung.
Im August 2012 wurde ein Bewilligungsbescheid in Höhe von 350 000 Euro aus dem Ausgleichstock erteilt. Im Oktober 2013 erfolgte ein Bewilligungsbescheid in Höhe von 6440 Euro von der Denkmalspflege.
Die Ausschreibung für die Sanierungsmaßnahme erfolgte 2013. Im Juni 2014 begannen die Arbeiten mit dem Bau der Dämme zur Trockenlegung der Brückenpfeiler. Die Ortsgruppen des Technischen Hilfswerks Pfedelbach und Wertheim errichteten am 13. und 14. Juni 2014 auf Höhe des Vereinheims des Distelhäuser Sportvereins eine Behelfsbrücke für Radfahrer und Fußgänger.
Bei der Baukonstruktion wurden insgesamt neun Bohrpfähle gesetzt. Die Sanierung des bestehenden Mauerwerks erfolgte durch Neuverfugung und Rückverankerung der Natursteine.
Im westlichen Teil des 1907 erbauten Brückenfelds erfolgte eine Betonsanierung. Der neue Oberbau der Brücke erhielt unter Berücksichtigung von Belangen des Denkmalschutzes eine neue Stahlbetonplatte und neue zeitgemäße Zierstabgeländer.
Die Ausführung erfolgte in zwei Bauabschnitten mit der jeweiligen Trockenlegung des Baufelds durch Fangdämme.
Die Arbeiten an der Mauer waren Ende Januar abgeschlossen. Im September 2015 war die Montage des neuen Brückengeländers abgeschlossen.
Die Gesamtbaukosten betrugen rund 1 015 000 Euro. Die Bauleitung lag beim Ingenieurbüro Mütsch in Tauberbischofsheim. Die Tragwerksplanung erfolgte durch die Architekten und Ingenieure Gey & Partner Tauberbischofsheim. Die Bauarbeiten wurden von der Firma Boller Bau Distelhausen durchgeführt. Der Bau und Einbau des Brückengeländers erfolgte durch die Firma Metallbau Scherer in Boxberg. ubü