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20. Juli 2019

„Praxisspaß“ soll für Nachwuchs sorgen

„Praxisspaß“ soll für Nachwuchs sorgen

PRAKTISCHER UNTERRICHT IN EINER „LERNWERKSTATT“ KONNTEN SICH WERKREALSCHÜLER DES SCHULZENTRUMS AM WÖRT AN EINEM BAUPROJEKT AUSPROBIEREN

Zwölf Werkrealschüler des Schulzentrums am Wört realisierten bei der „Lernwerkstatt“ der Handwerkskammer Heilbronn-Franken den Bau einer Sitzecke.

Projektverantwortliche, Schüler und Lehrer blickten bei der Vorstellung der gebauten Sitzecke auf ein erfolgreiches Projekt zurück.© Christopher Kitsche (chk)

Tauberbischofsheim. Im Handwerk und Bau herrscht seit längerer Zeit Fachkräftemangel. Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt. Die Handwerkskammer versucht, diesem Trend auf verschiedenen Wegen entgegenzuwirken. Eine Maßnahme ist die „Lernwerkstatt“, in der Schüler in einem Tertial im Technikunterricht ein Bauvorhaben umsetzten.

Das Schulzentrum am Wört nahm in diesem Schuljahr bereits zum zweiten Mal an diesem Projekt teil. In vier Monaten realisierten zwölf Schüler der achten Klassen des Werkrealschulzugs eine neue Sitzecke mit einem Betontisch und Bänken. Am Freitag stellten die Jugendlichen ihr „Endprodukt“ gemeinsam mit den Projektverantwortlichen vor.

„Wir brauchen dringend Nachwuchs und wollen die Schüler für das Handwerk begeistern“, betonte Kerstin Lüchtenborg, die das Projekt als „Abteilungsleiterin Berufsbildung“ der Handwerkskammer betreut. Die investierten Unterrichtsstunden sieht sie als großen Gewinn: „Berufsorientierung muss praktisch sein“, sagte sie bei der Vorstellung des Bauprojekts. Auch der Leiter des Schulzentrums, Christian Wamser, hofft, dass die Schüler diese Erfahrungen in ihre Berufsplanung „mitreinnehmen“. Für die Projektteilnehmer hatte er viel Lob: „Es war ein tolles Engagement der beteiligten Schüler und Lehrer“, freute sich Wamser. Mit „großer Freude“ habe er gesehen, wie die Schüler gemeinsam mit Mitarbeitern der Firmen Konrad Bau und Boller-Bau etwa erste Versuche mit dem Bagger unternommen haben.

Einblick in Projektablauf

Lüchtenborg gab auch einen kurzen Einblick in den Projektablauf: Die Lernwerkstatt finde an drei Lernorten statt – im Technikraum der allgemeinbildenden Schule, in der Werkstatt der gewerblichen Schule für Bautechnik und im Handwerksbetrieb auf den „echten Baustellen“. Die Klassen des Schulzentrums durften bei Konrad Bau und Boller-Bau in den Berufsalltag „hineinschnuppern“.

In vier Modulen wurde das Bauvorhaben „Schritt für Schritt“ umgesetzt. In einer ersten Einführung lernten die Schüler die kulturelle Bedeutung des Bauens kennen und betrachteten etwa Bauwerke in Tauberbischofsheim bei einem gemeinsamen Spaziergang, um einen Blick für die Architektur der Stadt zu gewinnen.

„So erhalten die Schüler einen ersten Einblick in das Bauhandwerk“, erklärt Lüchtenborg. In einem zweiten Schritt durften die zwölf Jugendlichen dann „experimentieren“. Sie machten sich mit Statik vertraut und zeichneten erste Grundrisse. Dann wurde es konkreter: Im dritten Modul planten und kalkulierten die Schüler das Bauvorhaben und reichten es in einem Wettbewerbsverfahren ein. „Der Wunsch der Schüler eine Sitzecke zu bauen, war schnell da“, erinnert sich Wamser. In einer Praxiswoche setzten die Werkrealschüler das Projekt dann gemeinsam mit den Mitarbeitern der beiden Baufirmen in wenigen Tagen um.

Vom mehrmaligen Ausmessen, Grabungsarbeiten mit dem Bagger, Kiesauffüllung bis zum Einsetzen der Tischplatte war einiges zu tun. „Es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht“, sagt Marcel Hilbert aus der achten Klasse. Manchmal habe es etwas Leerlauf für ein paar Schüler gegeben, aber insgesamt sei alles „super“ verlaufen. „Baumaschinenmechaniker“ sei ein Beruf, den er spannend fände. Roxana Pop hatte vor allem Spaß am technischen Zeichnen.

Fortführung

Die Handwerkskammer und das Schulzentrum wollen das Kooperationsprojekt auch im nächsten Schuljahr weiterführen. „Wir sehen eine positive Tendenz und wollen die Lernwerkstatt auch in den Regionen Hohenlohe und Heilbronn ausweiten“, blickt Lüchtenborg voraus.© Fränkische Nachrichten, Samstag, 20.07.2019